Was immer es braucht
Greta Thunbergs Rede vor dem World Economic Forum (WEF) in Davos am 22. Januar 2019 in deutscher Übersetzung
Greta Thunbergs Rede vor dem World Economic Forum (WEF) in Davos am 22. Januar 2019 in deutscher Übersetzung
Erstveröffentlichung in der Frankfurter Rundschau vom 23. Dezember 1978
Standbild aus dem Film »Beuys« von Andres Veiel
Dieser Aufruf richtet sich an alle Menschen des europäischen Kultur- und Zivilisationskreises.
ES GEHT UM DEN DURCHBRUCH IN EINE NEUE SOZIALE ZUKUNFT.
Der Anfang wäre schon gemacht, wenn — sagen wir — die Mitteleuropäer sich entschließen würden, in der Gedankenrichtung dieses Aufrufes zu handeln. Wenn wir heute in MITTELEUROPA anfingen, einen den Zeitforderungen gemäßen Weg des Zusammenlebens und Zusammenarbeitens in unseren Staaten und Gesellschaften einzuschlagen, hätte dies eine starke Ausstrahlung auf jeden anderen Ort der Welt.
Genügsamkeit bedeutet nicht selbstauferlegte Armut – sie erlaubt dir zu entdecken, wer du wirklich bist
Auf einem Kongress über alternative Wirtschaftsformen saß ich beim Abendessen zufällig neben einem Mann, der den Kurs unserer New Road Map Foundation über das Thema „Die Beziehung zu Geld transformieren und finanzielle Unabhängigkeit erreichen" besucht hatte. Er erzählte von seinen Bemühungen, herauszufinden, was für ihn selbst zum Leben reicht.
Gelegentlich besucht er ein Kloster auf dem Land, um in stiller Zurückgezogenheit zu meditieren. Für die Verpflegung sorgen dort die Mönche. Die vielen Hektar Wald sind von Wanderwegen durchzogen. Es gibt mehrere abgelegene kleine Häuschen mit nur ein oder zwei Stühlen. Jedes Zimmer hat ein Bett, einen Tisch, einen Stuhl, eine Lampe – mehr nicht. Stille und Frieden prägen die Stimmung dieses Ortes.
Dunkle Zeiten für den Klimaschutz. Könnten wir im Namen unseres Landes die Stimme erheben, müssten wir den Ausnahmezustand erklären.
Mit dem nun beschlossenen Energiekonzept der Bundesregierung können wir nun noch jahrelang und unverblümt weiter wursteln wie gewohnt, auf Kosten der Substanz und ohne jeden Bezug zum ganzen Ausmaß des globalen Wandels, der sich gerade vollzieht. Das verbaut für Jahre viele der Wege, um die es hier auf dieser Website geht. Das stimmt mich traurig.
Die grosse Meisterleistung der mittelalterlichen Techniken bestand darin, dass sie imstande waren, viele wichtige Veränderungen voranzutreiben und aufzunehmen, ohne das enorme Erbe von Erfindungen und Fertigkeiten früherer Kulturen zu verlieren.
Hierin liegt einer der Dreh- und Angelpunkte ihrer Überlegenheit über den modernen Modus der Monotechniken, die sich mit der Auslöschung der technischen Errungenschaften früherer Zeiten brüsten, so schnell und so weit wie möglich, obschon das Ergebnis, wie im Fall des Monotransports mithilfe von Motorfahrzeugen oder Düsenflugzeugen, weit weniger flexibel und weniger effizient sein mag, als das weitaus differenzierte System der vielfachen Geschwindigkeiten und Rhythmen das ihnen voranging.
Zu viel und zu schnell unterwegs Foto © .gregor/photocase
Ein Volk kann durch die Energiemenge seiner Maschinen ebenso überfahren werden wie durch den Kaloriengehalt seiner Nahrung, aber die energiemäßige Übersättigung der Nation gesteht man sich viel schwerer ein als eine krankmachende Diät. […]
Wenn mehr als ein gewisses Quantum Energie in das Transportsystem eingefüttert wird, so bedeutet dies,
Es besteht wohl allgemeine Übereinstimmung darüber, daß die menschliche Arbeit eine grundlegende Quelle des Wohlstandes ist. Der moderne Wirtschaftswissenschaftler hat jedoch gelernt, in „Arbeit“ nicht viel mehr als ein notwendiges Übel zu sehen. Vom Standpunkt des Arbeitgebers aus ist sie auf jeden Fall einfach ein Kostenfaktor, der auf ein Minimum zu verringern ist, wenn er sich nicht, beispielsweise durch Automation, völlig ausschalten läßt. Vom Standpunkt des Arbeiters aus ist sie eine „Last“ – arbeiten heißt ein Opfer an Muße und Bequemlichkeit bringen.
Rushhour Foto © BeneA/photocase
Hör auf damit, so geschäftig zu sein, und deine Arbeit ist halb erledigt.
Denk mal darüber nach, wie emsig wir tätig sind, und wie sehr wir damit prahlen, uns damit brüsten: Ich bin so beschäftigt, ich muss wichtig sein.
„Ich hab’ eine Million Sachen zu erledigen! Ich habe nie Zeit für irgendwas! Ich kann nicht runterschalten, ich bin zu beschäftigt.“ Das wird als eine gute Sache angesehen, in einer Gesellschaft in der wir produktiv, aktiv und von den Dingen in Anspruch genommen sein sollen.
Aber dann brauchen wir mehr Künstler.
Heutzutage haben Künstler keine Schwierigkeiten, Materialien zu finden, mit denen sie arbeiten können. Das selbe Zeug kann für unterschiedliche Zwecke wieder und wieder verwendet werden. Ein Kunstwerk kann in ein anderes verwandelt werden.
Warum kann unser industrielles Produktionssystem nicht auf die gleiche Art und Weise funktionieren?
Leo will’s wissen: Der extreme und unvermeidliche Weg in eine nachhaltige Lebensweise
© beck
Minimalismus ist ein großartiger Weg, viel leichteren Fußes auf dieser Erde zu wandeln. Weniger zu verbrauchen ist viel wichtiger, als ökologisch korrekt einzukaufen – obschon ich euch ermuntere, beides zu tun.
Also, lass uns gleich zu den Tipps kommen:
1. Iss weniger. Ich habe erst neulich darüber geschrieben. Weniger Konsum von Lebensmitteln bedeutet weniger Ressourcenverbrauch und weniger Umweltbelastungen, die durch die Herstellung und den Transport der Lebensmittel verursacht werden.
Die kleinen weissen Glocken des Frühlings
DIE ERSTEN SCHNEEGLÖCKCHEN sind aufgetaucht. Ihre Ankunft lichtet langsam, ganz langsam die dunkle Schwere, die der Regen über das Land gelegt hat. Unser Hof ist eine einzige Schlammpampe. Er ruft mir den genervten Refrain meiner stadtliebenden Mutter in Erinnerung, den sie immer dann anstimmt, wenn sie zu Besuch kommt: „Ich mag Schlamm nicht. Ich mag es nicht!“
Die glücklichen Tage voll Schnee sind nunmehr Erinnerung. Aufgaben winken.
Mark Boyle mit Äpfeln Foto © Mark Boyle
Sechs Jahre lang habe ich Wirtschaftswissenschaften studiert und nicht ein Mal das Wort "Ökologie" gehört. Wenn ich nicht durch Zufall in der Endphase meines Studiums ein Video Namens "Gandhi" gekauft hätte, wäre für mein Auskommen gesorgt gewesen. Zum Beispiel in einem sehr angesehenen Job, in dem ich indische Bauern davon überzeuge, dass es besser ist genmanipulierte Saaten anzubauen – oder irgend etwas anderes Nützliches in der Art.
Der kleine Bursche im Leinengewand hat mir allerdings eine wichtige Lektion erteilt: "Sei du der Wandel, den du in der Welt suchst." Blöd war nur, dass ich nicht die leiseste Ahnung hatte, was dieser Wandel sein sollte.
Nachdem ich einige Biolebensmittel-Firmen geleitet hatte, wurde mir klar, dass selbst "ethisches Business" niemals nur annähernd ausreichen würde. Ein nachmittägliches Herumphilosophieren mit einem Kumpel brachte dann die große Wende.
Kawagishi-sensei mit seiner Tasse Foto © Sean Sakamoto
Kawagishi-sensei ist Zen-Mönch und er ist Lehrer an der Sekundarschule an der ich arbeite. Er unterrichtet Kalligrafie, eine der traditionellen Künste Japans. (Es gibt bei uns eine Menge Zusatzangebote, an denen sich die Schülerinnen und Schüler beteiligen können, ähnlich wie an US-amerikanischen High Schools.)
In Kalligrafie üben die Schüler die Kunst, japanische Kanji-Schriftzeichen zu malen – die chinesischen Buchstaben, die einen Teil der geschriebenen Sprache ausmachen. Kalligrafie hat in Japan eine lange Tradition und die Schriftzeichen sehen, selbst für meinen ungeübten Blick, wunderbar aus.
Kawagishi-sensei lehrt Kalligrafie seit mehr als 30 Jahren. Mein Japanisch ist nicht gut genug, um viel mit ihm zu sprechen, aber doch versuchen wir jede Woche miteinander zu plaudern. Mir fiel auf, dass er seinen Tee dabei immer aus einer speziellen Tasse trinkt, die auf seinem Tisch steht.
Wir brauchen kein grün angepinseltes Weiter-so, sondern müssen jetzt endlich unser Leben entrümpeln und entschleunigen.
© beck/ews
Welche Reaktionen würde wohl die Ankündigung eines Automobilherstellers auslösen, demnächst ein Fahrzeug ohne Rückwärtsgang und Bremse produzieren zu wollen? Vermutlich Gelächter. Oder Kopfschütteln. Komisch, dass eine solche Reaktion nicht auch den meisten Ökonomen und Wirtschaftspolitikern entgegengebracht wird. Denn dieselbe Absurdität liegt dem üblichen volkswirtschaftlichen Denken zugrunde; mehr noch: Das ganze Entwicklungsschema moderner Gesellschaften basiert auf der Grundannahme, Fortschritt sei ausschließlich ein Akt der Addition und nur bei ständigem Wachstum möglich.
Gaumenfreuden mit Meeresfreunden Foto © arimoore/flickr.com
Ich bin Koch, seit gut 10 Jahren.
Ich bin direkt in die Sternegastronomie eingestiegen, habe erkannt, dass Kochen mich erfüllt. Ich machte mir keine großen Gedanken und bin auf der Karierreleiter stetig nach oben gestiegen.
Was ist Nachhaltigkeit? Annäherung an einen zentralen Begriff.
Weitsicht Foto © Heartbeatbox/photocase
"Ein Halt, den man nach oder außer andern hat, und woran man sich hält, wenn alles andere nicht mehr hält."
Das Wort sustainable ist anscheinend eine Neuschöpfung der 70er Jahre, vermutlich des Club of Rome. In dem Zukunfts-Szenario ‘Grenzen des Wachstums’ von 1972 taucht es auf. Man sei auf der Suche nach einem Modell, heißt es da, welches für ein Weltsystem stehe, das zwei Beschaffenheiten haben solle:
„That is 1. sustainable without sudden and uncontrollable collapse; and 2. capable of satisfying the basic material requirements of all of its people“.
Ein Modell und System, haltbar ohne plötzlichen und unkontrollierbaren Kollaps und fähig, die Grundbedürfnisse aller Menschen zu sichern – sustainable ist in diesem Moment noch ein Kunstwort.
Versuch einer ökologischen Spiritualität
Selbst drei Prozent Wirtschaftswachstum werden allmählich fad, das wahre Fieber verlagert sich auf die Börsen und ins Internet, dort liegt die Zukunft und der Profit. Doch während wir gebannt auf den Bildschirm starren, entgeht uns nicht nur, was „draußen“ vor sich geht, sondern auch, was sich in uns drinnen abspielt.
Schade, weil: Umweltschutz beginnt im Herzen.
Fortschrittliches Fallbeil Foto © Colin Beavan
Aufgrund meiner Haltung zu Konsumfragen wird mir oft vorgeworfen, ich sei gegen den Fortschritt. Das ist interessant für mich, da ich sehr für den Fortschritt bin. Ich wünsche mir Fortschritt so sehr. Es ist nur so, dass ich mir nicht so sicher bin, ob die gesellschaftlich akzeptierte Definition von Fortschritt die richtige ist. Den gleichen Weg einzuschlagen, den wir die vergangenen 100 Jahre gegangen sind, scheint mir kein Fortschritt zu sein. Das ist eher mehr vom Gleichen. Handys, auf denen man noch besser Fernsehen schauen kann, scheinen mir mehr vom Gleichen zu sein. Verlässlich gutes Trinkwasser bereitzustellen für die Milliarde von Menschen auf dieser Erde, die keines haben – na, das sieht doch nach Fortschritt aus.
Wie auch immer, es gibt ein Buch von Tolstoi, eines von dreien, die Gandhi und Martin Luther King sehr inspiriert haben.
Sean Sakamoto Foto © Sean Sakamoto
 "Sparsamkeit kann eine Konsumgesellschaft zum Erliegen bringen, mit verheerenden Auswirkungen.“
Immer wieder lese ich, dass sparen das Schlimmste für die Wirtschaft ist. Der Artikel in der New York Times, aus dem das Eingangszitat stammt, beschreibt japanische Sparer als „totes Gewicht“. Die zugrundeliegende Annahme ist, dass wir mehr und mehr konsumieren sollten, um das Wachstum der Wirtschaft zu erhalten. Menschen produzieren Dinge, andere Menschen konsumieren diese Dinge und solange die Zahlen stetig ansteigen ist alles in Ordnung.
Einiges stört mich daran. Zum einen geht es dabei um die Bedeutung von Nachhaltigkeit.