Die kleinen Dinge des Lebens Foto © jöni/photocase
Warum behalten wir Dinge, obwohl wir sie nicht brauchen oder benutzen? Weil wir Angst haben, dass wir sie doch noch brauchen werden. Angst davor, was passieren würde, wenn wir uns von ihnen trennen.
Jahrelang hatte ich ein Auto, für Notsituationen und weil es mich beunruhigte, möglicherweise Dinge nicht tun zu können, die ich tun wollte oder musste. Dann entdeckte ich, dass ich alles, was ich tun will, auch ohne Auto tun kann – und mehr noch. Und dass die "112" in wirklichen Notfällen besser ist.
Diesen Winter war es in San Francisco für einen Insel-Eingeborenen wie mich erschreckend kalt. Ich habe viel mehr Klamotten gekauft als ich seit langem hatte, weil ich nicht wußte, wie ich in kaltem Wetter leben kann. Die Unsicherheit über das, was ich nicht kannte, sorgte dafür, dass ich meine Ängste mit mehr Besitztümern beruhigte und zerstreute.
Erstens: Wenn wir etwas besser kennenlernen, werden wir zuversichtlicher, dass wir nicht so viel benötigen wie wir zuvor dachten. Indem ich lerne in der Kälte zu leben, fange ich an zu erkennen, dass einige wenige Dinge, pfiffig und klug ausgewählt, voll und ganz genügen. Indem ich lerne zu reisen, erfahre ich, dass ich nahezu nichts brauche. Indem ich über das Bloggen lerne, erkenne ich, dass ich keine Anzeigen, statistischen Trackingtools, Kommentare oder Facebook-Knöpfe brauche.
Zweitens: Angst kann durch kleine Tests bezwungen werden. Versuch für eine kleine Weile ohne das ersehnte Hilfsmittel oder Ding auszukommen (einen Tag oder eine Woche) und schau was passiert. Du wirst sehen, dass Ängste oftmals ihrer Grundlage entbehren.
Drittens: Mitunter der Angst direkt zu begegnen ist eine gute Erfahrung. Es lehrt uns eine Menge über uns selbst und über unser Leben. Es ist furchterregend, doch es macht uns wach. Lebe mit der Angst – ohne Netz und doppelten Boden – und schau wie es sich anfühlt, lebendig und ungepolstert durchs Leben zu gehen.
Dieser Artikel stammt von Leo Babauta, er wurde erstmals auf seiner Website mnmlist.com unter dem Titel minimalism vs. fear veröffentlicht. Übersetzung: Dirk Henn.