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Alles stehen und liegen lassen

Kostbarer Wiedehopf

Auch für ihn würde ich alles stehen und liegen lassen
Foto: vincentvanzalinge/Unsplash

Wie gelähmt sitze ich vor meinem Schreibtisch und bringe es nicht fertig, meiner Arbeit weiter nachzugehen. Der Zustand ist nicht neu, ich kenne ihn seit meiner Jugend. 

Es war dieser kleine Schwarm Kiebitze, der mir den Weg wies.
Jedes Jahr versammelten sie sich vor dem Fenster meines Jugendzimmers, sie waren in Gefahr. Die »Flurbereinigung« hatte meine Heimat ihrer Hecken, Knicke und Brüche beraubt, Strassen und das nahe Gewerbegebiet fraßen sich in die Wildkräuter-durchzogenen Felder und Wiesen, die unser Haus umgaben.
Ich konnte zusehen, wie der Schwarm von Jahr zu Jahr kleiner wurde – bis er schließlich verschwand. Es war die Zeit des Waldsterbens und der Club of Rome hatte vor einigen Jahren seinen Bericht über »Die Grenzen des Wachstums« veröffentlicht. Alles ergab einen Sinn und zum ersten Mal in meinem Leben wusste ich nicht mehr weiter. 

Die Fassungslosigkeit jener Tage hat mich nie verlassen – und die Gewissheit, dass die Masslosigkeit unserer täglichen Handlungen schwer wiegt. Seither begleitet mich diese tiefe Sehnsucht inne zu halten und einfach nicht mehr wie gewohnt weiter zu machen.

„Wir können eine Krise nicht bewältigen, wenn wir sie nicht wie eine Krise behandeln. Wir müssen die fossilen Brennstoffe im Boden lassen. Und wir müssen uns auf Gerechtigkeit fokussieren. Und wenn Lösungen in diesem System unmöglich zu finden sind, dann sollten wir das System selbst ändern.“

Niemand fasst derzeit das tief wurzelnde Dilemma unserer Lebenswirklichkeit in klarere Worte als Greta Thunberg. Unsere Kinder zeigen uns in den Freitags-Demonstrationen den Weg: Es ist an der Zeit, endlich alles stehen und liegen zu lassen.

Innehalten wird von Tag zu Tag unvermeidlicher – und ich bin dankbar für jeden Moment, in dem wir daran erinnert werden.