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Wie viel ist genug?

Eine Hand voll Reis: genug?

Basics       Foto © Mr. Kris/flickr

Wir wollen oft mehr als wir gerade haben.
Mehr Geld, mehr Gadgets, bessere Möbel, eine bessere Wohnung, ein besseres Auto, mehr Kleidung, mehr Schuhe, mehr Erfolg.
Und was passiert, wenn wir mehr bekommen? Wir sind nicht zufrieden, weil es bereits neue Werbung für neue iPods, für neue Laptops, für neue iPhones, für neue Autos, für neue Kleidung gibt. Wir wollen das haben. Es ist unmöglich diesen unersättlichen Hunger zu stillen, weil unsere Kultur sich nicht mit dem zufrieden gibt, was wir haben, sondern darauf abzielt, mehr haben zu wollen.

Das ist Konsumismus, und er ist die offizielle Religion der industrialisierten Welt.
Frag dich selbst, wie viel genug ist. Wie viel brauchst du, um zufrieden zu sein? Ich vermute, dass die Antwort ist, dass wir bereits genug haben – möglicherweise mehr als genug. Was bedeutet "genug"?

Genug bezieht sich nicht nur auf das Lebensnotwendige. Das wäre Nahrung, Wasser, ein Dach über dem Kopf und Kleidung. Es könnte ein Haus mit einem Bett, einem Tisch, einem Stuhl, einem Ort für die Zubereitung und Lagerung der Lebensmittel, einer Toilette und vielleicht mit einer Dusche sein. Das ist nicht wirklich genug.

Genug bedeutet, genug zum Leben zu haben, genug, um glücklich zu sein und genug um gedeihlich zu leben. Für mich wäre es so, dass ich einen Computer bräuchte, da es mich maßlos glücklich macht zu schreiben und zu bloggen. Vielleicht könnte ich den Computer der Stadtbibliothek benutzen, doch auf irgendeine Art würde "genug" den Zugang zu einem Computer einschließen.
Für andere mag "genug" den Zugang zu anderen Hilfsmitteln bedeuten: zu einem Notizbuch und Stift, zu Musikinstrumenten, zu Videotechnik oder zu einer Kamera. "Genug" würde auch Nahrung in einer Art und Weise einschließen, die über eine lebenserhaltende Ernährung hinausgeht – Nahrungsmittel, die uns glücklich machen, doch nicht so sehr Nahrungsmittel, nach denen wir gieren und die wir im Übermaß in uns hineinschlingen.
"Genug" mag Autos einschließen, sofern sie notwendig sind. Doch für etliche Menschen würde das nicht notwendigerweise bedeuten, ein Auto zu besitzen, vor allem wenn sie keine Kinder haben und in erreichbarer Nähe mit dem versorgt sind, was sie brauchen: Sowas wie einen Laden oder auch die Erreichbarkeit der eigenen Arbeitsstätte sind hier gemeint.

Genug mag das Schauen von DVDs beinhalten, sofern es dich glücklich macht. Es mag einen iPod bedeuten, falls du ihn brauchst um glücklich zu sein.

Was ist "genug" und wie kann man es im eigenen Leben umsetzen?

Bedenke das Folgende wenn du über das Konzept von "genug" nachdenkst und darüber, wie es sich in deinem Leben umsetzen läßt:

1. Was sind die wesentlichen Dinge, die dich glücklich machen? Sind sie materieller Art, oder sind es eher Menschen oder Tätigkeiten? Die Antwort auf diese Frage zu wissen, vermittelt dir einige Einsicht in die Frage, welche materiellen Dinge, die über das rein Lebensnotwendige hinausgehen, du tatsächlich brauchst um glücklich zu sein.

2. Was brauchst du, damit du gedeihen und wachsen kannst? Du willst nicht nur überleben, du willst ein gedeihliches Leben. Du willst in dem, was du tust, gut sein und du willst tun, was du liebst. Du möchtest mit Leidenschaft bei der Sache sein und mit deinen Unternehmungen erfolgreich sein. Was brauchst du, um das zu tun? Wie viele Hilfsmittel oder materielle Güter brauchst du für ein gedeihliches Leben?

3. Was brauchst du, um auf einem komfortablen Level zu überleben? Du musst überleben, klar, aber du willst wahrscheinlich nicht, dass es dir dabei schlecht geht. Ein bequemes Bett ist sicher wichtig (obwohl ich grossen Erfolg mit einem Futon hatte, so ein "komfortables Bett" muss nicht teuer sein). Aber wie viele Extras muss das Bett haben, um bequem zu sein? Wie schön sollten die Bettbezüge sein? Untersuche deine Vorstellungen von Komfort und erkenne, was für diesen Komfort wirklich notwendig ist. Manches Mal wirst du erkennen, dass für wahren Komfort nur ein Minimum an Dingen notwendig ist.

4. Was besitzt du, das über die Dinge hinausgeht, die du für das Überleben und ein komfortables, glückliches und gedeihliches Leben brauchst? Schau dich um und denke über all das nach, was dir in deiner Wohnung begegnet. Wie viel davon geht über diese Dinge hinaus, die das Konzept von "genug" ausmachen? Brauchst du sie wirklich, oder gehen sie über das "Genug" hinaus?

5. Wonach sehnst du dich, das über "genug" hinausgeht – über das hinaus, was man zum Überleben, für den eigenen Komfort, die eigene Zufriedenheit und für ein gedeihliches Leben braucht? Wir alle wollen Dinge, die wir nicht haben. Welche sind das und braucht man sie, um "genug" zu haben? Warum willst du sie? Kannst du auch ohne sie glücklich und zufrieden sein und ein gedeihliches Leben führen? Und wenn ja: Wie kannst du dein Verlangen nach diesen Dingen aufgeben?

6. Wenn du nicht "mehr als genug" haben willst: Könntest du weniger arbeiten? Brauchst du wirklich das ganze Einkommen, das du heimbringst oder geht ein guter Teil davon für einen Lebensstil des "mehr als genug" drauf? Zum Beispiel mag es sein, dass du teure Autos hast, obwohl nur ein günstiges, gebrauchtes Auto genügen würde – oder überhaupt kein Auto. Oder du hast eine teure Wohnung die wirklich weit über das hinausgeht, was genügt. Oder Kreditkartenschulden, von zu vielen Reisen, zu viel Shopping, zu häufigen Besuchen von Restaurants und Gaststätten. Wenn du nicht all das Geld ausgeben würdest, und nicht immer mehr als genug haben wolltest, würdest du möglicherweise nicht ein so hohes Einkommen benötigen. Ganz sicher gibt es Menschen, die glücklich und zufrieden mit einem geringeren Einkommen als deinem leben.

7. Wenn du weniger arbeiten würdest, könntest du mit genug zufrieden sein und wärst du glücklicher, andere Dinge tun zu können? Wenn du nicht arbeiten müsstest, magst du mit "grad genug" möglicherweise glücklich sein. Und du könntest es geniessen, weniger zu arbeiten. Darüber lohnt es sich auf alle Fälle nachzudenken. Denke auch darüber nach, was du tun würdest, wenn du nicht arbeiten müsstest.

 
Hinweis: Viele Anregungen verdanke ich dem Buch Your Money or Your Life und einem Artikel von Vicki Robin (der Co-Autorin von "Your Money or Your Life") namens “Wie viel ist genug?“

Dieser Artikel stammt von Leo Babauta, er wurde erstmals auf seiner Website zenhabits.net unter dem Titel Key Question: How Much Is Enough? veröffentlicht. Sein täglicher (englischsprachiger) Newsletter bietet eine Vielzahl von wertvollen Anregungen. Übersetzung: Dirk Henn.