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Wie man wenig wollen kann

Wie groß dürfen die Dinge werden?

Wie groß dürfen die Dinge werden?   Foto: riotjane/flickr

Ein Teil der heutigen konsumorientierten Welt treibt uns, mehr zu wollen, mehr zu kaufen, impulsgesteuert zu handeln, Dinge zu horten, Trost und Behaglichkeit durch Kaufhandlungen zu schaffen, die Faszination des Reisens zu suchen, mehr zu tun, mehr zu sein, Geld auszugeben, um unsere Probleme zu lösen.

Was wäre, wenn wir uns von unserer Abhängigkeit mehr zu wollen und mehr zu kaufen befreien würden?

Stell dir ein Leben vor, in dem wir einfachen, frei verfügbaren Vergnügungen nachgehen – wie spazieren gehen, meditieren, ein Buch lesen, schreiben. Da wir weniger kaufen, hätten wir weniger Schulden, weniger Krempel, weniger, um das wir uns kümmern müssten. 
Wir bräuchten kleinere Häuser, weniger Lagerfläche. Vielleicht könnten wir sogar die Arbeit, die all die Käufe ermöglicht, reduzieren (es sei denn, wir lieben unsere Arbeit).

Nun, ich behaupte nicht, dass wir uns von allen Begierden befreien können. Ich habe das auf jeden Fall bis heute nicht gelernt. Aber wie wäre es, wenn wir unsere Wünsche anerkennen könnten – ohne von ihnen getrieben zu sein? Wie wäre es, wenn wir von ihnen ablassen könnten falls sie nicht hilfreich sind und stattdessen glücklich wären mit dem, was wir haben?

Ich erkunde diese Fragen selbst. Hier sind einige Punkte, die mir helfen – im klaren Bewusstsein, dass ich noch immer lerne, ich scheitere immerzu. Es gibt für mich noch eine Menge zu lernen, aber hier ist das, was ich bislang erfahren habe:

  • Erkenne, wenn du einen Kaufimpuls entwickelst: Den Wunsch, das zu tun, was andere Menschen tun, das Bedürfnis, ein Problem zu lösen oder ein bestimmtes Leben zu gestalten, indem man Dinge kauft. Lerne, diesen Impuls wahrzunehmen und sage: »Ah, ich habe den Drang, etwas zu kaufen!«. Nehme es einfach wahr.
     
  • Erkenne, dass der Impuls kein Befehl ist, sondern einfach ein Gefühl, das wie jedes andere entsteht, etwas Vorübergehendes, wie eine vorbeiziehende Wolke. Beobachte es, nehme es wahr, fühle es, halte es aus, bleib dran – wohl wissend, dass es vorbeigehen wird.
     
  • Begrenze den Krempel. Ich experimentiere mit der Grenze, nur so viel Kleidung zu besitzen, dass sie in einen Sack passt; du magst dir ein anderes temporäres Ziel setzen, wie zum Beispiel 33 Kleidungsstücke, eine Schublade voller Kleidung oder was auch immer. Diese Begrenzung ist nicht da, um dich einzuengen. Stattdessen gibt sie dir eine Pause, bevor du irgendetwas kaufst – um dich daran zu erinnern, dass du bereits genug hast. 
     
  • Nehme den Reichtum dieses Moments wahr. Das Verlangen, etwas zu kaufen, zu erfahren, was andere erfahren, mehr zu tun – dies alles entspringt der Idee, dass der gegenwärtige Moment irgendwie nicht genügt. Wir sind unzufrieden mit dem, was wir sind, was wir haben, was vor uns liegt... wir wollen mehr.
    Stattdessen erprobe ich die Idee, dass der gegenwärtige Moment bereits genug ist. Ich bin bereits gut genug. Es braucht nicht mehr. Wenn ich den Impuls verspüre, mehr zu kaufen oder mehr zu tun, denke ich darüber nach, was mich umgibt und ich versuche zu verstehen, dass es gut und hinreichend ist, wie es ist.
     
  • Genieße einfache Dinge. Alles ist in diesem Moment vorhanden, wir brauchen nicht mehr. Wir können spazierengehen, uns hinsetzen und ein Buch lesen, einige Liegestütze oder Yoga machen, zeichnen, schreiben oder musizieren, mit jemandem sprechen oder nichts tun und schauen, wie sich das anfühlt. Wir können barfuß über das Gras gehen, eine Tasse Tee trinken, etwas Neues ersinnen, etwas Neues lernen, neugierig sein auf das Leben, das vor uns liegt. Das ist freudvoll und kostbar, jenseits unseres Bedürfnisses mehr zu kaufen oder mehr zu haben.

Erkenne letztlich an, dass dies ein fortlaufender Prozess ist.
Was meine Erfahrung betrifft: Du wirst die Begierden und Gelüste nicht einfach los und alles ist in Ordnung. Du lässt von einem Bedürfnis ab, wendest dich diesem Moment zu, erfreust dich an ihm, findest Zufriedenheit in dem, was bereits da ist – und dann, einen kurzen Moment später, taucht das nächste Bedürfnis auf. Es kommt aus der Werbung, von Websites, aus Zeitschriften, du siehst in sozialen Medien, was andere Menschen tun, schaust dir Neuigkeiten an, sprichst mit Menschen, läufst an einem coolen Laden vorbei, siehst die neue Tasche, die deine Freundin gerade gekauft hat... und so weiter...

Die Begierden werden immerzu wiederkehren. Doch wir können lernen, sie zu erkennen, sie vorüberziehen zu lassen und glücklich zu sein mit der Vollkommenheit dieses Moments.

Dieser Artikel stammt von Leo Babauta, er wurde erstmals auf seiner Website zenhabits.net unter dem Titel »How to Want Very Little« veröffentlicht. Sein (englischsprachiger) Newsletter bietet eine Vielzahl von wertvollen Anregungen.