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Wie ein Kind

Rote Stiefel im Herbst

Herbst     Foto © lama-photography/photocase

“Alle Kinder sind Künstler. Das Problem ist, wie man ein Künstler bleiben kann, wenn man erst einmal erwachsen wird."
Pablo Picasso

 
Manchmal hänge ich am hellichten Tag mit einigen meiner Kinder im Bett herum, lass alles stehen und liegen und spiele einfach. Oder ich sitze neben ihnen und sehe wie sie spielen. Sie tun so, als wären sie Superhelden oder Prinzessinnen, sie spielen Szenen aus ihrem Leben nach oder sie schießen mit Holzgewehren aufeinander ein.

Fast immer beschleicht mich dann ein Gefühl der Bezauberung, einer reinen Freude, einer unschuldigen Rückkehr in eine einfachere Zeit.

Als Erwachsene haben wir den kindlichen Sinn des Lebens verloren, und das ist wirklich traurig. Es geht dabei weder um Glückseligkeit noch um naive Unschuld – kindlicher zu sein hilft uns, kreativer, erfinderischer, und innovativer zu sein – offen für die weiten Welten unserer Möglichkeiten.

Bedenke: Als Kinder sind wir natürlicherweise voller Ideen und Neugierde und es gelingt uns noch, sorgenfrei zu spielen. Einige der Qualitäten kleiner Kinder, die sich natürlich einstellen, sind:

▪ sie leben in diesem Moment

▪ sie machen sich keine Sorgen um Geld, Produktivität oder ihre Coolness

▪ Ihre Vorstellungsgabe ist unbegrenzt, bis auf den noch kleinen Horizont der Erfahrungen, die sie bereits gemacht haben

▪ sie spielen und verlieren sich selbst im Spiel

▪ sie erschaffen grenzenlos Neues

▪ sie sind unendlich neugierig und stellen Fragen ... ohne Ende

▪ sie lieben es, ihre neuesten Ideen und Errungenschaften ihren Eltern stolz vorzuführen

Wir könnten eine Menge von Kindern lernen. Klar, sie haben auch Qualitäten, die wir nicht mögen, aber in meinen Augen sind sie nahezu perfekt. Wir brauchen sie nicht zu einer Person zu formen, eher sollten wir mehr sein wie sie.
In der Gesellschaft verlieren wir unsere kindliche Natur, die Natur, mit der wir geboren werden – Institutionen und Systeme treiben uns die Kindlichkeit aus, sodass wir am Ende produktivere Bürger und Konsumenten werden. Ich denke das ist sehr bedauerlich.
Wir sollten nicht von all unseren Verantwortlichkeiten ablassen, doch wir können eine Menge von Kindern lernen und in vielerlei Hinsicht mehr wie sie sein.

 
Der Weg kindlicher Lebendigkeit
 
Als erstes müssen wir anerkennen, dass sich Veränderung nicht plötzlich vollzieht. Jeder Wandel, der Bestand haben soll, braucht Zeit. Doch du kannst heute anfangen.

Beginne, halte dich nicht länger zurück und probiere das Folgende aus. Indentifiziere hierfür zunächst die Qualitäten von Kindern, die du gerne nachahmen würdest: Neugierde, Spiel, das Leben im Moment, von Sorgen ablassen, Vorstellungsgabe, Kreativität, reine Freude.

Beobachte Kinder. Schau, wie sie spielen, wie sie leben, wie sie Neues schaffen, wie sie Fragen stellen. Klar, mitunter tun sie blöde Dinge, wie zum Beispiel gegen alles und jeden herumzuwüten. Doch auch selbst hierin kannst du ihre reine Präsenz sehen – das Loslassen von allem, außer dem, das ihnen genau jetzt in diesem Moment widerfährt. Schau und lerne.

Spiel mit Kindern. Falls du eigene hast – großartig! Falls nicht, spiele mit Kindern von Freunden oder von Familienmitgliedern. Verliere dich im Spiel. Sei ein Dinosaurier, ein Gorilla oder ein Gauner. Habe eine freudvolle Zeit. Lass die Kinder vor Freude quietschen und fühle dich frei, es ihnen gleich zu tun.

Sprech mit Kindern. Frage sie Fragen. Beantworte ihre. Spreche nicht in einer Babysprache oder von oben herab mit ihnen, aber sei auch nicht zu erwachsen.

Spiele für dich selbst. Geh raus, renn rum, spring, schlittere, kick einen Ball durch die Gegend, tu so als ob. Mach dir keine Gedanken darum, ob dir jemand zuschauen könnte.

Sei schöpferisch wie ein Kind. Lass dich nicht einzwängen von dem, was andere Menschen erwarten oder von dem, was du gewohnt bist. Stell dir vor dass die Dinge anders sein können, dass es keine Begrenzungen gibt und schau, was passiert. Die meisten deiner kindlichen Zeichnungen werden möglicherweise in den Papierkorb wandern, doch einige mögen an deinem Kühlschrank aufgehängt werden.

Sei neugierig wie ein Kind. Schau auf die Dinge mit einem kindlichen Blick und stelle Fragen, die du niemals zuvor gefragt hast, erforsche die Welt mit einem Anfängergeist. Hab keine Scheu "warum" zu fragen und "was wäre, wenn..." und "warum nicht?".

Leb im Moment. Vergess all das, was du zu tun hast. Vergess, was gestern geschehen ist oder die Unterredung, die du gerade hattest. Vergess die Verabredung, die du gleich haben wirst oder die herannahenden Deadlines. Mach einfach und sei.

Seh die Welt mit neuen Augen. Die Erde ist ein wundersamer Platz, jede Sekunde aufs Neue, eine Quelle unermesslicher Faszination, die dir den Boden unter Füßen wegziehen kann, wenn du es zuläßt. Du bist ein Wunder und jeder Moment, den du hast, ist ein Geschenk. Was stellst du an mit diesem Geschenk?

Und zum Schluß: Falls du Kinder hast, lass ihnen den Raum, ihr kindliches Sein zu entfalten. Hör auf damit, sie zu Erwachsenen zu machen. Hör damit auf, sie formen zu wollen, sie zu kritisieren, "sie zu deinem eigenen Stück Ton zu machen", wie Marvin Gaye sagte. Lass sie sein und genieße dieses Wunder, so wie sie bereits jetzt und hier sind.

 "Erwachsene fragen Kinder immerzu, was sie werden wollen, weil sie Anregungen für sich selbst suchen."
Paula Poundstone
 

Dieser Artikel stammt von Leo Babauta, er wurde erstmals auf seiner Website zenhabits.net unter dem Titel »How to Be Childlike« veröffentlicht. Sein täglicher (englischsprachiger) Newsletter bietet eine Vielzahl von wertvollen Anregungen. Übersetzung: Dirk Henn.