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Von der Sehnsucht in die Mangel genommen

Blick in die Ferne

Am Fluchtpunkt       Foto © yeah.yeah/photocase

Wenn ich einen Mangel empfinde (und es gibt im Leben eine Menge Gründe, wegen derer man Mangel verspüren kann!) steigt sie in mir auf: Diese Lust, etwas zu haben, etwas zu bekommen.

Während ich auf unserem Weinberg mit dem Hund durch die Abenddämmerung gehe, leuchtet mir das rote Neonlicht des Media Marktes entgegen. Es gibt mir einen heißen Stich und meine Lust auf kleine unterhaltsame elektronische Freunde ist in mir entfacht – iPhones, iPods, Laptops, es gibt so köstliche elektronische Freuden.
Die ganze Woche plagt mich bereits zudem die Frage, nein die Gewissheit, dass ich ein neues Fahrrad brauche. Es ist nicht so, dass ich mein altes Rad derzeit noch viel nutzen würde. Doch der Gedanke, das Gefühl, ein neues Fahrrad zu haben, ist verlockend – nein, unwiderstehlich!

Es ist das gleiche Gefühl, das mich früher an vielen Abenden überkam: Eben mal den Fernseher anschalten, mal schauen ob etwas kommt. Diesen Satz muss man wirklich wörtlich nehmen: Mal schauen, ob etwas kommt – danach Ausschau halten, ob da nicht etwas zu mir kommen kann.
Da war immer diese Hoffnung, eine Botschaft zu finden – einen Hinweis auf ein besseres Leben. Die Hoffnung, in all dem bunten Treiben, in der dicht aneinandergedrängten Zusammenschau intensiver Momente und den tiefen Gefühlen der Kinowelt anknüpfen zu können, um einen Weg ins Leben zu finden.
Klingt durchgeknallt? Ich glaube nicht. Denn es ist unsere Sehnsucht, die uns treibt. Zu einem guten Schluck Whisky, und noch einem. Zu einer Flasche Bier oder zu Sex. Bier, Kino und Sex können ja wunderbar sein. Doch sie sind gefährlich, wenn wir nicht gelernt haben, sie gezielt und begrenzt zu nutzen.

Das gleiche trifft auf unseren Konsum zu. Die Berge von Krempel, die wir oftmals in tiefer seelischer Leere anhäufen, diese gigantische Konsumsucht wird für das Überleben der Menschheit von Tag zu Tag bedrohlicher. Und so wird unsere Sehnsucht nach der seligmachenden Wirkung der Dinge (sie ist nur von kurzer Dauer, aber es gibt sie) mit einem Mal zum Dreh- und Angelpunkt in der Frage nach einer zukunftsfähigen Lebensweise.

Zwar sind manche Menschen unter uns, und viele Menschen auf der Erde, durch materielle Not gezwungen, ihr Maß an Dingen mit denen sie sich umgeben zu minimieren. Doch die meisten von uns können in ihrem Leben eine Menge Zeugs ansammeln, selbst wenn ihnen nur wenig Geld zur Verfügung steht.

Unsere Souveränität im Umgang mit den Dingen und unseren Sehnsüchten, die sie uns wünschen lassen, entscheidet, ob es gelingen wird, unsere menschliche Lebensweise respektvoll und nachhaltig zu gestalten.

Es bedarf eines beträchtlichen Maßes an geistiger und seelischer Schulung. Der Weg dorthin ist weit. Doch wofür sind wir schließlich auf diese Welt gekommen? Um genau diese Aufgabe zu meistern. Um zu wahrhaft reifen Menschen zu werden.