Wenn die Dinge zu groß werden Foto © riot jane/flickr
Wir sind scharf auf Dinge – sie zu kaufen, sie zu erwerben, sie zu besitzen, sie zu sammeln.
Laßt uns doch lieber das Leben lieben.
Unsere Fixiertheit auf Dinge ist ungesund geworden. Wenn wir in unserem Leben Leere verspüren, kaufen wir Dinge. Wenn wir Schwierigkeiten haben, kaufen wir Dinge. Und diese Dinge sind immer teurer geworden, größer, glanzvoller ... maßloser.
Diese Materialbessenheit führt dazu, dass wir eine Menge besitzen, unsere Dingwelten entwickeln sich zu einem wahren Wirrwarr ... und doch verleiht dieses Zeugs unseren Leben keine Bedeutung.
Um all das Zeugs aufzubewahren benötigen wir größere Häuser und mehr Lagerfläche, und all das zu kaufen verleitet viele von uns dazu, sich zu verschulden. Finanziell geht es uns schlechter als jemals zuvor, weil wir auf all den Krempel so scharf sind.
Wir kaufen Dinge wenn uns etwas bedrückt, wir kaufen anderen Menschen Dinge, um ihnen zu zeigen wie sehr wir sie lieben ... auf diese Art hält hat uns der Krempel davon ab, unsere Gefühle direkt zu zeigen und uns mit anderen wirklich zu verbinden.
Lasst uns unsere Materialbesessenheit durch unsere Lebenslust ersetzen.
Dazu einige Ideen:
▪ Entdecke aufs Neue deine Lebenslust.
Geh raus und spüre die Natur. Erkenne die Schönheit der Welt, die dich umgibt. Mach was – gärtnere, geh spazieren, wandere, geh schwimmen, fahr Rad. Spüre, wie es dich belebt. Atme es ein.
▪ Schenke Erfahrungen statt Zeugs.
Anstatt vor herannahenden Geburtstagen oder Weihnachtsfesten für jemanden etwas zu kaufen, denk doch lieber mal über eine Erfahrung nach, die du ihm oder ihr schenken kannst. Ein Treffen mit dir, bei dem ihr was macht, was euch Spaß macht oder das euer Herz erfreut. Mal ausspannen, etwas kochen, spielen, miteinander reden, etwas erkunden. Mal einen halben Tag gemeinsam rumhängen – in einem Park, an einem Fluss oder einem Strand. Raus aus dem alltäglichen Trott. Eine Erfahrung ist viel bedeutsamer als ein Objekt.
▪ Nehme zu anderen Kontakt auf.
Verbinde dich mit ihnen. Im wirklichen Leben. Wenn du nicht gerade eben erst mit einer Freundin oder einem Freund rumgehangen hast, dann greif zum Hörer und geh aus. Hol deine Kinder vom Fernseher oder der Spielkonsole weg und nimm sie mit raus, unternimm etwas gemeinsam mit ihnen. Verabrede dich mit deinem Partner. Besuche deine Mutter oder deine Großeltern. Und sei ganz anwesend, wenn du bei ihnen bist – höre wirklich zu, sei wirklich da.
▪ Nimm es mit deinen Gefühlen auf, nehme sie ernst.
Falls du immer dann den starken Drang verspürst, Dinge zu kaufen, wenn du in emotionale Aufruhr gerätst: Werde dir dessen mehr bewußt. Lasse dich auf die darunterliegenden Gefühle ein, anstatt das Einkaufen als einen Weg zu nutzen, sie zu verdrängen. Wenn du dich traurig und niedergeschlagen fühlst, aufgewühlt oder einsam – nimm es an. Halte nach Lösungen Ausschau, finde heraus, was diese Gefühle hervorruft. (Gute Neuigkeiten: Den Geschmack des Lebens zu erfahren, aktiv zu werden und sich mit anderen zu verbinden – all das hilft dir, es mit solchen Gefühlen aufzunehmen.)
▪ Mach Schluß mit deiner Anhaftung an die Dinge.
Manchmal ertappe ich mich dabei, wie ich mich dagegen sträube etwas fortzugeben, obwohl ich es nicht wirklich nutze. Und dann frage ich mich "Warum?". Was hält mich davon ab, mich von diesem Gegenstand zu trennen? Manchmal verbinden mich Gefühle mit dem Ding. Doch dann wird mir klar, dass es doch nur ein Objekt ist. Es ist nicht das Gefühl und noch nicht einmal die tatsächliche Ursache oder Quelle des Gefühls. Dann mache ich ein Foto von dem Gegenstand, lade das Bild auf meinen Computer und trenne mich von dem Ding. Ich fühle mich befreit, denn der Bann ist gebrochen und ich habe mich von der Anhaftung an ein physisches Objekt befreit (und dabei die Erinnerung bewahrt). Wenn du an einem Objekt hängst, finde heraus warum – auf lange Sicht ist das nicht gesund.
▪ Mach dir klar, dass das Leben und nicht der Krempel das ist, worum es geht.
Objekte sind einfach Objekte – wenn du sie verlierst, wenn sie gestohlen oder zerstört werden ... dann ist das keine große Sache. Sie sind einfach Dinge – nicht dein Leben. Dein Leben ist diese Abfolge von Momenten die genau jetzt durch dein Bewußtsein stampft. Es geht darum, wie du diese Momente nutzt und womit du sie füllst – es geht nicht darum, mit welchen Dingen du deine Wohnung füllst.
Am Ende deiner kleinen Reise, wirst du zurückschauen und dich deiner Erfahrungen erinnern, der Menschen, die du geliebt hast und die dich liebten, dessen was du getan und unterlassen hast – aber nicht des Zeugs, das du gehortet hast.
Dieser Artikel stammt von Leo Babauta, er wurde erstmals auf seiner Website zenhabits.net unter dem Titel »Love Life, Not Stuff« veröffentlicht. Sein täglicher (englischsprachiger) Newsletter bietet eine Vielzahl von wertvollen Anregungen. Übersetzung: Dirk Henn.