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Motivation ist nicht wichtig

Fein! Weiter so!

Das alte Modell       Foto © feindesign/photocase

Hast du mal was tun wollen, zu dem du nicht genügend motiviert warst?

Für mich ist das immer der Hauptgrund, mit etwas erst gar nicht anzufangen. Ich bin mir sicher, dass es dir genauso geht. Wenn man nicht motiviert ist, hat man einfach nicht genügend Energie und Durchhaltevermögen, um zu tun, was zu tun ist. So einfach ist das.

Wenn man demgegenüber aber darauf setzt, hoch motiviert zu sein, um etwas erledigen zu können, gibt’s auch Probleme.

Hier sind drei davon:

1. Vielleicht ist dir in Wahrheit nicht wirklich wichtig, was du tust. Vielleicht ist das, was du tust, belanglos und du versuchst, dich zu etwas zu zwingen, das du gar nicht tun willst. Dann ist dein Motivationsmangel ein Signal deines Unterbewusstseins, das dir sagen möchte "eigentlich ist das nicht relevant" oder "das ist mit deinen Grundsätzen nicht zu vereinbaren".

2. Energie kommt schubweise, wie Wellen im Meer. Und so wie sich jede Welle aufbäumt, fällt sie auch notwendigerweise wieder in sich zusammen. Es gibt Tage, da ist deine Motivation gewaltig wie ein donnernder Tsunami, dafür ist sie ein andermal eher wie ein gemächlicher Fluss. Das ist ein ganz natürlicher Rhythmus, und es ist wichtig, diesem zu folgen. Wenn du das nicht tust, bist du irgendwann ausgebrannt.

3. Manchmal fehlt dir der Schwung, etwas in die Tat umzusetzen. Doch wenn du dann doch damit fertig bist, fühlst du dich großartig. Zum Beispiel ist das bei körperlicher Anstrengung oft so. Vielen Menschen graust es davor zu schwitzen, sie verabscheuen es förmlich ins Schwitzen zu geraten. In solch einem Fall reicht die Motivation nicht aus, um sich gegen den geistigen Widerstand aufzulehnen und Anstrengungen in Kauf zu nehmen. Doch wenn die Aufgabe erledigt ist, fühlt man sich so richtig gut. Wir können uns nicht immer darauf verlassen, schon davor hochmotiviert zu sein. Doch wir können darauf vertrauen, danach beflügelt zu sein.

Spielt Motivation also überhaupt keine Rolle? Ganz so ist das nicht. Motivation ist nach wie vor wichtig. Aber allzu oft verrennen wir uns, indem wir uns darauf verlassen, von etwas total mitgerissen zu werden – lange bevor wir es überhaupt ausprobiert haben.

Du kannst nicht immer bei allem aus dem Häuschen sein. Und das ist in Ordnung. Hat Wasser Angst, wenn es sich einer Vertiefung im Boden nähert? Nein, es ist zufrieden mit seinem Zustand, in den es sich ganz und gar hineinbegibt. Wenn es einen Abhang erreicht, sorgt es sich nicht, dass es nun schneller fließen und beschleunigen muss – es fließt einfach den Hügel hinunter.

Die Art und Weise wie Wasser fließt, nennt man „seinem natürlichen Rhythmus folgen“.
Typische Motivierungstricks haben bei mir nicht funktioniert, deshalb habe ich mich dieser anderen Art Ziele zu erreichen zugewandt. Manchmal haben die Motivationstricks funktioniert, dann aber auch wieder nicht. Manchmal war es hochmotivierend, Erfolg zu visualisieren, aber dann hat es wieder nicht geholfen. Als ich mir selbst schließlich erlaubt habe loszulassen, haben sich Erfolge leichter eingestellt. Ich gebe zu, dass dies auf den ersten Blick schwierig erscheint. Es ist eine Frage des Vertrauens. Du musst deinem authentischen Selbst vertrauen – dass es dich führt und wissen lässt, wann es an der Zeit ist zu handeln und wann es an der Zeit ist, einfach nur zu sein.

Hier ein paar Möglichkeiten, wie man üben kann seine Wünsche zu leben, ohne krampfhaft danach zu streben :

1. Übe dich darin, deiner Intuition zu vertrauen. Viele von uns neigen dazu, die Bedeutung ihrer Intuition in Frage zu stellen. Wir bevorzugen unseren rationalen Verstand und dessen sichere, logische Methode der Abwägung. Unsere Intuition ist aber ebenso zuverlässig. Einstein hat einmal gesagt: "Die Intuition ist eine heilige Gabe und der rationale Verstand ist ein treuer Diener. Wir haben eine Gesellschaft geschaffen, die den Diener ehrt und die Gabe vergessen hat." Lerne, deine Gabe der Intuition zu würdigen, indem du übst, dir selbst Fragen zu stellen und auf die Antwort, die von dir selbst stammt, zu hören – ohne zu versuchen, sie logisch abzuleiten.

2. Nimm dir Zeit, dich zu fragen, was du wirklich willst. Wir sind oft so sehr davon besessen, unsere Ziele zu erreichen, dass wir vergessen, auf das zu hören, was wir eigentlich wollen. Anstatt Ziele nur als Mittel zum Zweck zu erschaffen, die dazu dienen unsere Wünsche zu erfüllen, lassen wir uns zu oft von ihnen versklaven. Immer wenn du bemerkst, dass dich dein Ziel belastet, stell dir die Frage: "Was will ich wirklich?" und höre schweigend auf die Antwort, die du bekommst.

3. Akzeptiere, dass du nicht immer sogleich motiviert bist. Wenn du so lange mit Handeln wartest, bis du maximal motiviert bist, machst du dir selbst sehr viel Druck. Es ist besser, du strengst dich weniger an und erlaubst dir, milde interessiert oder sogar verhalten abgeneigt zu sein. Wenn du dir erlaubst in diesem Zustand zu bleiben, ist es leichter über ihn hinauszugehen, weil du dich nicht länger gegen ihn wehrst. Wenn du gegen den Zustand, in dem du dich befindest, Widerstand leistest, erhältst du ihn damit aufrecht.

4. Nutze deinen Flow. Wir alle haben Zeiten, in denen wir sehr kreativ sind oder viel Energie haben, und Zeiten, in denen uns nach Ausruhen und „Akku aufladen“ zumute ist. Manche erleben Ebbe und Flut ihrer Energie zu bestimmten Tageszeiten, bei anderen treten diese Gezeiten unregelmäßig oder einfach irgendwann auf. Der springende Punkt ist, aufmerksam zu sein und Energieflüsse zu nutzen. Indem du entschlossen handelst, wenn du voller Energie bist, und dir erlaubst dich zu entspannen, wenn du in einem ruhigen Zustand bist, respektierst und würdigst du dich. Du erreichst mehr, wenn du deinem natürlichen Rhythmus folgst, als wenn du versuchst, dich zu etwas zu zwingen.

Es gibt eine Zeit, um aktiv zu sein, und es gibt eine Zeit, um auszuruhen. Genau so wie es in der Natur eine Zeit für Wachstum und neues Leben im Frühling und eine Zeit für Ruhe und Wendung zum Inneren, im Winter, gibt.

So wie die Natur weiß, dass sie es sich nicht leisten kann, dauernd zu wachsen, so müssen wir einsehen, dass es zu Burnout und zu geringerer Produktivität führt, wenn wir von uns erwarten, andauernd produktiv zu sein.

Vielleicht ist es Zeit, dass wir anfangen auf unseren Körper zu hören. Ich glaube, je mehr wir dem Rhythmus der Natur folgen, desto intelligenter leben wir.

Dieser Artikel stammt von Jonathan Mead, er wurde erstmals auf der Website zenhabits.net unter dem »Titel Why Motivation Doesn’t Really Matter« veröffentlicht.
Übersetzung: Peter Brandenburg und Annemarie Amann.
Lektorat: Dirk Henn.